Bekannte Ultramarathon Trailläufe

Bekannte Ultramarathon Trailläufe

Was macht einen bekannten Ultramarathon Traillauf (kurz: Ultra) aus? Ist es die Größe des Läuferfeldes, die einzigartige Stimmung oder die Anzahl der DNF (“did not finish”), da besonders technisch? Ist es die Landschaft, der Schwierigkeitsgrad der Strecke oder das Klima, in dem der Lauf stattfindet?

Du merkst, es gibt viele mögliche Kriterien, wie sich ein Ultra klassifizieren ließe. Wir haben einmal versucht die Ultras zu sammeln, die einem relativ schnell in dem Kopf kommen, wenn es um bekannte und außergewöhnliche Veranstaltungen geht. Uns ist bewusst, dass dies eine rein subjektive Liste an bekannten Ultraläufen ist und freuen uns, wenn du uns hilfst die Liste zu ergänzen. Hinweis: um die Liste nicht explodieren zu lassen, haben wir zunächst auf die Nennung von Stundenläufen verzichtet. 

Ultra-Trail du Mont Blanc (UTMB)

Genau genommen handelt es sich beim UTMB um eine Laufserie, wobei der UTMB der Hauptlauf am Ende der Woche ist. Er steht jedoch auch als Synonym für die gesamte Veranstaltung. Das Event ist mittlerweile für viele Trailläufer zum Höhepunkt der Saison geworden. In der Festival-Woche finden acht Läufe statt, wobei einer nur für Kinder (der YCC) und einer ursprünglich nur für freiwillige Helfer vorgesehen ist (der MCC). In der kleinen Stadt Chamonix in Frankreich wimmelt es von Läufern und die Stimmung ist schon ziemlich einzigartig. Tagelang strömen Läufer ins Ziel, die viele Stunden und teilweise Nächte in den Bergen verbracht haben und trotzdem (oder gerade deswegen) ein riesiges Lachen im Gesicht haben und manchmal auch ein paar Tränen in den Augen - aus Freude, Schmerz, Erschöpfung - alles möglich! Zu den Stoßzeiten gibt es meist eine riesige Party am Ziel, die man sonst eher von großen Stadtmarathons kennt. Solltest du noch nicht von der Magie des Sports angesteckt sein, empfehlen wir dringend einmal Ende August nach Chamonix kommen. Meist ist es auch eine Möglichkeit seine Idole zu treffen, wie es Jette 2021 mit Courtney Dauwalter ging.

Für alle, die eher das familiäre an den vielen kleinen Ultras lieben, kann diese Woche aber auch ein Schock sein. Der UTMB ist eine Großveranstaltung mit toller Stimmung und unglaublichen Trails, keine Frage. Aufgrund der Beliebtheit gibt es grundsätzlich sehr viel weniger Startplätze als Anmeldungen, sodass das Frustrationslevel keinen Platz zu erhalten durchaus schnell steigen kann. Auch die sich gefühlt jedes Jahr ändernden Qualifikationsbedingungen machen es recht schwer nachvollziehbar, welche Punkte, Running Stones oder Ähnliches notwendig sind, um überhaupt eine Chance zu haben, sich anmelden zu dürfen. Ferner ist das Auftreten von Ironman als Hauptsponsor seit 2021 nicht unbestritten.

Tor des Géants - TOR

Der TOR ist von einem ganz anderen Kaliber. Der Hauptlauf geht über 330 km und 24.000 hm. Der technisch sehr anspruchsvolle Trail führt jedes Jahr zu einer hohen Quote an DNF. Trotz der enormen Herausforderung mit dem der Tor des Géants auf seine Teilnehmer wartet, ist er jedes Jahr schnell ausgebucht. Die meisten Läufer sind mehrere Tage unterwegs, bevor Sie es ins Ziel schaffen. Die Berge beim TOR haben es in sich. Das Ganze ist definitiv kein Lauf für Anfänger, du solltest eher ein paar Jahre Erfahrung in den Beinen haben und mental sehr stark sein. 

Western States 100

Die Wurzeln des Western States liegen in einem 100 Meilen Pferderennen, dem Western States Trail Ride, das zum ersten mal 1955 stattfand. Ein gewisser Gordy Ainsleigh war 1974 der erste Mensch, der die 100 Meilen in knapp unter 24 Stunden zu Fuß zurück legte. Damit war der Western States 100 Endurance Run geboren.

Um in Western States ein Platz zu bekommen, musst du einen qualifying race absolviert haben und entweder viel Los-Glück oder ein Golden Ticket haben. Du brauchst also entsprechend schnelle Beine. Auch hier muss die Atmosphäre super sein und das ganze Spektakel ein große Party. Jedes Jahr darf nur eine limitierte Anzahl an Läufern starten, da ein Nationalpark durchquert wird, den es zu schützen gilt. Fast jeder große Name im Trailrunning hat den Lauf schon einmal absolviert - mit mehr oder weniger Erfolg. Keiner kommt jedoch bisher an den Serien-Sieger Scott Jurek ran, der den lauf siebenmal in Folge gewonnen hat und immer bis zum letzten Läufer an der Ziellinie gewartet hat. Den Rekord hält wiederum derzeit Jim Walmsley mit 14:09:28. Der Western States ist ein sehr schneller Lauf, was auch daran liegt, dass er mehr Down- als Uphill hat (ca. +5.500 hm vs. ca. -7.000 hm). 

  • Hauptlauf: 161 km, 5.500 hm
  • Typ: Point to Point
  • Ort: USA Kalifornien, Olympic Valley
  • https://www.wser.org/

Hardrock 100

Ein Lauf der auch mich reizen würde, jedoch nur als Zuschauer. Auch hier wird einiges an Los-Glück benötigt, um an den Start gehen zu dürfen. Das Faszinierende am Hardrock 100 ist, dass der tiefste Punkt bei ca. 2.350 m über Normalnull liegt. Davon abgesehen liegt der höchste Punkt bei 4.281 m. Somit ist man die gesamte Zeit auf einer Höhe, in der die Sauerstoffsättigung deutlich unter unserer gewohnten Umgebung liegt. Auf den 160 km gibt es etwa 10.000 hm zu überwinden. Jedes Jahr wird die Laufrichtung von “im Uhrzeigersinn” auf “gegen den Uhrzeigersinn” gewechselt. Aber der legendäre Kuss auf den Stein am Ziel muss alle Strapazen vergessen lassen. 

Badwater 135

Der Lauf ist wie es bereits im Name steht ein 135 Meilen (217 km) langer Point to Point Kurs. Er startet im Tal von Death Valley (-85 m) und endet auf dem Gipfel von Mount Whitney (+2530 m). Nicht selten wird von Läufern berichtet, dass Ihnen die Schuhsohlen aufgrund der Hitze in der Wüste abgefallen sind, wenn sie nicht auf der weißen Fahrbahnmarkierung gelaufen sind. Der Lauf gilt als der heißeste Lauf, wobei oft die Höhenmeter vergessen werden, die es ebenfalls zu überwinden gilt. Wer es also lang und heiß mag, ist in diesem Lauf bestens aufgehoben. Die Qualifizierung ist aber auch nicht ohne. 

Diagonale des Fous – Grand Raid 

Wenn du den Berichten glauben schenkst, muss der jährliche Lauf auf La Reunion das Volksfest auf der Insel sein. Die Diagonale des Fous (=Diagonale der Verrückten) findet regelmäßig im Oktober auf der Tropeninsel statt. Der Lauf geht quer durch den Dschungel und verschiedene klimatische Zonen. Tagsüber kann es am Meer heiß und schwül sein und abends in den Bergen nass und kalt. Außerdem handelt es sich hier um einen sehr technischen Trail. Wer also eher zu zwei linken Füßen tendiert, sollte es sich eventuell noch mal überlegen hier zu starten.

Marathon des Sables (MDS)

Der MDS ist anders als die vorherigen Läufe ein mehrtägiger Etappenlauf. Er geht über 7 Tage, in denen es 250km zu absolvieren gilt. Klingt zunächst einfach, wäre das Terrain nicht die Sahara Wüste in Marokko. Die Hitze und der lose Sand sind somit die größten Gegner bei diesem Lauf. Da es vor Ort keine Infrastruktur gibt, muss diese in ihrer Gesamtheit durch Support-Teams in die Wüste gebracht werden. Das Feld umfasst mittlerweile fast 1.200 Teilnehmer und ist finanziell auch ein ziemlicher Brocken. Auch musst du dein Essen selbst mitbringen und für die gesamte Zeit auf dem Rücken tragen. Wenn du also der Typ bist, der gerne bei großer Hitze (bis 42 Grad) stundenlang im Sand laufen will, dann ist das dein Rennen. 

Dragons Back Race

Der Lauf bezeichnet sich selbst als das härteste Rennen der Welt. Auch dieser Ultralauf ist ein mehrtägiger Ausflug. Insgesamt müssen die 380 km in 6 Tagen geschafft werden. Oft kommt nur ein Viertel der Starter im Ziel an. Wales zeigt sich bei dem Lauf von seiner schönsten Seite. Teilweise wird der Lauf durch Gegenden geführt, wo es keine offiziellen Wege gibt, also ganz der Tradition des Fell Runnings entsprechend. Somit ist auch eine gute Navigation nötig, solltest du nicht in Begleitung eines Mitläufers sein, der den Weg kennt. Im Vergleich zum MDS ist das Klima eher kalt und nass, du solltest dich also auf eine schöne Schlamm-Schlacht einstellen, die das Laufen sehr anstrengend machen wird. Davon abgesehen ist Wales auch ein sehr technisches Terrain, sodass garantiert ist, dass du jeden Tag viele Stunden auf den Beinen sein darfst. 

KM Vertical de Fully

Der vertikale KM von Fully ist ein sehr kurzer Lauf, weswegen die Beschreibung dieses Lauf auch kurz wird. Bei einer durchschnittlichen Steigung von 51 % ist sichergestellt, dass du die gesamte Zeit im roten Bereich verbringen wirst. Wie lange, liegt nur in deiner Bereitschaft dich zu quälen. Warum ist dieser Lauf hier genannt? Weil sich schon mehrfach die Top Ultraläufer an diesem Monster messen ließen. 

Comrades Marathon

Es gibt wohl kaum einen Ultralauf, der eine bewegendere Geschichte hat, als der Comrades Marathon in Südafrika. Mit 20.000 Startern ist er auch der größte Ultra, den es aktuell gibt und er ist verdammt schnell. Wer den Lauf gewinnt, wird in Südafrika zum Nationalhelden und überall gefeiert. Erst recht, wenn es ein Landsmann bzw. eine Landsfrau ist. 

Je nach benötigter Dauer gibt es unterschiedliche Kategorien von Medaillen. Außerdem werden alle Läufer, die dreimal gesiegt, fünf Goldmedaillen errungen oder zehnmal den Lauf erfolgreich im Zeitlimit beendet haben, mit einer permanenten Startnummer geehrt. Der Lauf an sich wechselt jedes Jahr die Richtung. Die Straßen müssen so voll sein wie bei einem großen Stadtmarathon und die Stimmung soll mehr als ausgelassen sein. Der Ultralauf verläuft fast durchgängig auf Straßen und ist somit technisch keine Herausforderung, würde er nicht von verdammt schnellen Läufern absolviert werden und ambitionierte Cut-Off Zeiten haben. 

  • Hauptlauf: 87 km, 1.000 hm
  • Typ: Point to Point, wechselnde Richtung
  • Ort: Afrika, Durban und Pietermaritzburg 
  • https://www.comrades.com/

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