Mein erster 100 Kilometerlauf - Fjällmaraton Ottsjö

Mein erster 100 Kilometerlauf - Fjällmaraton Ottsjö

Nach meinem ersten DNF (kurz für: did not finish) Erlebnis beim SwissPeaks 100 war klar für mich, dass ich diese Herausforderung dieses Jahr noch einmal annehmen würde. Der Reiz und die Lust so lange zu laufen war einfach zu groß! Nach einer ausgiebigen Recherche stand der Fjällmaraton am 04.08.2022 in Ottsjö (Schweden) ganz oben auf der Liste. Schweden generell hörte ich immer wieder soll einfach genial sein für Outdoor Aktivitäten und mit einer wunderschönen Natur überzeugen. Außerdem ist es verhältnismäßig nicht zu weit weg von Deutschland, falls es mal wieder eine Corona-Welle gibt.

Der Fjällmaraton 100k ist Teil der World Championship Serie von Spartan Trail. Er ist außerdem Teil einer ganzen Woche voller Laufveranstaltungen, wie unter anderem dem Salomon 27k, dem PeakPerformance 5k Vertical und dem Kia 45k Marathon, wenngleich das nicht wirklich wichtig war für mich. Ich wollte einen zweiten Versuch unternehmen die 100 Kilometer Distanz zu laufen, in diesem Fall gekrönt mit 3100m Anstieg und tollen Ausblicken suggerierten mir die Werbevideos. Ein weiterer Vorteil war, dass ich meine Frau recht leicht überzeugen konnte, da sie sich gleich selbst zu den drei anderen Veranstaltungen anmeldete.

🏆 Spoiler: Ich habe mein Ziel erreicht und bin nach gut 15 Stunden über die Ziellinie gelaufen. Da ich bei Erschöpfung gerne emotional werde, sind auch ein paar Freudentränen geflossen. Wie es bei einem Ultra so ist, läuft nicht immer alles Rund, was mein Finish für mich noch besonderer macht. 

⛰️ Strecke: Ich bin immer noch von der Strecke begeistert. Wir sind zu 98 % auf Singletrails gelaufen. Quer durch Moore und Matsch, da es im Vorfeld sehr viel geregnet hat. Die Moore waren meist auf Bohlen zu überqueren, aber es gab auch Stellen, wo ich knietief eingesunken bin. Ist natürlich eher weniger Spaß, wenn das bei Kilometer 96 passiert und du Schmerzen hast bei jedem Beinheben, aber im Nachgang muss ich darüber lachen. Somit waren die Füße regelmäßig nass und ich habe mich bei Kilometer 53 entschieden die Zeit in einen Schuhwechsel zu wechseln, die Füße zu waschen und einzucremen. Diese Entscheidung war Gold wert, denn danach konnte ich 30 Kilometer in trockenen Schuhen laufen, da der Rest der Strecke recht trocken war.

📒 Organisation: Das ganze Event war sehr auf die Locals ausgerichtet, was dem Ganzen ein super Feeling gab. Das einzige damit einher gehende Manko war, dass viele Informationen leider nicht immer in Englisch zur Verfügung standen. Aber wenn man nochmal nachfragte kam immer schnell und freundlich eine Antwort. Super lieb waren auch die Helfer an den Aid-Stations, die oft mitten in der Natur waren ohne Wege oder Straßen weit und breit. Die Strecke war auch perfekt ausgeschildert, sodass ich mich diesmal nicht einmal verlaufen habe. 

🥤 🍌 Fueling: Natürlich hatte ich mir wieder mein HummusRocket und RpllongPea Püree vorbereitet. Von dem HummusRocket habe ich immer mal wieder gegessen, insgesamt ca. 700g im Laufe des Tages. Das RollingPea Püree habe ich bei Kilometer 53 und nach ca. 7:15 Stunden auf den Beinen verzehrt, um wieder das Gefühl zu haben etwas im Magen zu haben. Ergänzt habe ich das Ganze mit einem Nussmus, sowie salzigen Nüssen für mehr Fett und Kalorien. Dazu noch ein Elektrolyt-Drink, der meinen Speicher an Magnesium und Kalium wieder aufgefüllt hat. Zur Wahrheit gehört auch, dass ich auf den letzten 20 Kilometern auch ein Energy Gel genommen habe, um den letzten Berg zu überwinden. Somit fühlte ich mich zu keiner Zeit schlecht und hatte nie das Gefühl, dass ich zu wenig gegessen habe, was so oft das Problem bei Ultra-Läufen dieser Distanz der Fall ist.

😜 Mental: Ich hatte nur ein Ziel, und das war die Ziellinie zu erreichen. Ich war an diesem Tag mental so stark, dass ich nie in Negativ-Talk verfallen bin und bis Kilometer 82 lief auch alles schmerzfrei, sodass ich mich am Wetter, an den tollen Trails und den schönen Ausblicken erfreuen könnte. Auch die netten Menschen motivierten mich immer wieder und ich selbst konnte sogar noch ein paar Mitstreiter anfeuern nicht aufzugeben. Ich glaube mich hätte an diesem Tag nur ein schwere Verletzung aufhalten können! Zugegeben habe ich aber auch genau diese mentale Stärke vorher durch verschiedene Methoden trainiert und mich so nicht nur physisch, sondern auch psychisch auf den Lauf vorbereitet.

🏃‍♂️Körperlich: Ich hatte eine gute Vorbereitung in Norwegen auf sehr technischen und anspruchsvollen Trails mit vielen Höhenmetern. Bei keinem meiner Long-Runs dort hatte ich schönes Wetter und bin durch Regen, Matsch und Moore gestiefelt, sodass ich mir dachte, egal was der Lauf bringt, es kann nicht schlimmer werden. Leider hatte ich mein Krafttraining ein wenig vernachlässigt, da es in Gerhardt (so heißt unser Camper) zu eng war und es draußen leider zu oft und zu stark regnete. Somit war ich bis Kilometer 82 ohne Probleme durchgekommen, bis mein rechtes Bein zu schmerzen anfing und mich zu einem 12 Kilometer Power Hike zwang. Auf den letzten Kilometern war dann die Erleichterung des nahenden Endes so groß, dass ich die Schmerzen vergaß. 

☀️ Wetter: Nachdem ich den ganzen Monat vorher keinen Tag ohne Regen hatte und Temperaturen von durchschnittlich 13 Grad (bei muckeligen 30 Grad in Deutschland), wurde ich am Tag des Laufs mehr als entschädigt. Von morgens 5:00 Uhr bis kurz nach 20:00 Uhr, als ich im Ziel ankam, gab es nur Sonne und Wolken in wunderschöner Abwechslung für mich bei super angenehmen Temperaturen von 20 Grad. Es hätte nicht besser sein können!

📸 Highlights: An dem ersten Anstieg konnte ich eine freilaufende Gruppe von Rentieren beobachten. Ich hatte diese wunderschönen Tiere noch nie in freier Natur gesehen und war einfach begeistert. Die anderen Läufer um mich herum, die zu 90 % aus der Gegend kamen, konnten meine Begeisterung glaube ich nicht so ganz nachvollziehen. 

Meine Crew (aka meine tolle Frau Jette) hat mir an vielen Punkten der Strecke einen Kuss gegeben, mich mit Essen und Trinken verpflegt und mich immer wieder motiviert, was das Ganze eine noch schönere Erfahrung gemacht hat. Nur meine Füße wollte sie nicht waschen ;-) Aber dass kann ich nachvollziehen. 

Was auch immer wieder schön ist an diesen langen Läufen sind all die Meschen, mit denen man ins Gespräch kommt. So haben wir uns mit tollen Geschichten die Zeit vertrieben und uns gegenseitig supportet und motiviert. 

Ich bin super stolz auf mich, dass ich es geschafft habe und auch die Recovery Phase relativ problemlos verlief. 

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